Solidarität mit unserer Gemeinde in Tel-Aviv
Wie Die israelische Tageszeitung Haaretz heute berichtete, wurde in der Nacht zum Donnerstag wieder einmal eine Reformgemeinde in Israel angegriffen. Die noch unbekannten Täter sprühten Verse aus dem Talmud an die neu gebaute Gemeinde welche sich auf die „immerwährende Anwesenheit des Heiligen Geistes an der Klagemauer“ beziehen. Zusätzlich wurde vor die Gemeinde, welche auch eine Kindertagesstätte beherbergt, ein Messer mit einer Aufschrift, welche Mord rechtfertigt, hinterlassen. Neben diesem wurden Zettel mit den Namen prominenter Vertretern unserer Strömung gefunden, unter anderem Rabbi Rick Jakobs, dem Präsidenten der World Union for Progressive Judaism und Anat Hoffmann, der Leiterin der Women of the Wall und der NGO IRAC, beide bekannt für den endlosen Einsatz für ein egalitären Gebetsort an der Klagemauer.
Gilat Kariv, Leiter der Israelischen Reformbewegung und bekannter Politiker, welchem auch eine Morddrohung galt, sagte bei einem Besuch: „Todesdrohungen und Vandalismus gegen eine Synagoge sind direktes Resultat aus den unvergleichlichen Verleumdungen des letzten Jahres durch ultraorthodoxe Rabbiner und Politiker“. Yossi Cohen, der Vorsitzenden der Gemeinde „Kehilat Ra’anan“ ergänzte: „mein erster Gedanke war sicherzustellen, dass kein Schaden an dem Gebäude war, auch wenn ich nicht wusste, was ich den später ankommenden Kindern sagen sollte“.
Das ist bereits das fünfte Mal dass diese junge Gemeinde Opfer von solchen Anschlägen wurde, und diese fünf sind auch nur ein kleiner Teil von den Angriffen, Elche wir als Reformbewegung seit Jahren in Israel erfahren. Die tätlichen Angriffe auf Mitglieder der Gruppe, welche sich zum Rosh Chodesh (dem Empfang des neuen Monats mit Thoralesung) an der Klagemauer in bedauerlicher Regelmäßigkeit ereignen, sind schon fast zu einer Randnotiz geworden.
Wir müssen uns fragen, wie wir als jüdische Gemeinde, als „Am Israel“ reagieren würden, kämen diese Angriffe von außen. Mit der selben gerechten Wut und Entschlossenheit müssen wir uns gegen die Angreifer unter uns stellen, Angreifer die unseren Gebetsplätze angreifen und unsere engagiertesten Mitglieder so widerlich bedrohen. Vor allem gilt dies in Israel, wo es dem Staat obliegt, die Verantwortliche ausfindig zu machen und zu bestrafen. Der Staat kann sich nur ernsthaft als Staat aller Juden definieren, wenn er uns auch allen Schutz gewährleistet.
Wir müssen diesen Kampf gegen die Extremisten auch hier in Deutschland entschlossen führen, auch hier gibt es einen Teil des Am Israel, der diese Angriffe gutheißt, Mitglieder der Reformbewegung für Volgelfrei hält und uns jedes Existensrecht abspricht.
Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Attentate den Graben zwischen den verschiedenen Strömungen vertieft. Die Grenze darf nicht innerhalb der jüdischen Gemeinde laufen, sondern zwischen denen, die alle Formen des Judentums respektieren und denen, die ausgrenzen und extremistische Ziele verfolgen. Vor allem müssen wir gemeinsam, als Am Israel, die Gewalt verurteilen und uns solidarisch hinter jede stellen, die angegriffen wurden, die nun noch mehr Angst haben müssen, Angst vor körperlichen Angriffen und Angst um die Gesundheit ihrer Kinder.