Vorbereitung des 39sten Zionistenkongresses

Am 26. 10. traf sich unsere Delegation in Tel Aviv, um zur Vorbereitung auf den Zionistenkongress vor Ort die Arbeit der Union progressiver Zionisten und damit von Hashomer Hatzair/Meretz Olami kennenzulernen. Arzenu Deutschland wurde sehr herzlich in dieser Koalition aufgenommen.

Die Reise führte zunächst zu dem Gelände, wo am 6./7. Oktober 2023 das Nova Musikfestival stattfand. Das ganze Gelände ist heute nach dem unvorstellbar grausamen Terroranschlag ein Gedenkort geworden, an dem ganz persönlich mit kurzen Biographien und Bildern an die Opfer erinnert wird. Hier kann man auch Seelenlichter für einzelne Personen aufstellen und bekommt einen Eindruck des Ausmaßes des Anschlages.

Bei der Gedenkstätte sind zahllose keramische rote Anemonen in eine größere Installation eingebettet. Zum Beispiel fließen sie aus einem zerstörten Auto, was an den plötzlichen, gewaltsamen Tod vieler erinnert. Die Installation wurde als Teil des Gedenkortes für die Opfer des Anschlags geschaffen. Die roten Anemonen sollen das vergossene Blut der Opfer symbolisieren. Die rote Kalanit (Anemone) wird in Israel sehr symbolisch gesehen. Sie blüht im Süden Israels im Frühling. Der Besuch war ein wirklich bewegender Anfang unserer kleinen gemeinsamen Reise.

Weiter fuhren wir zum Kibbuz Nir Oz, der unweit der Stadt Khan Junis im Gazastreifen liegt und von dort aus am 7.10. 23 den ganzen Tag über attackiert wurde. Vor dem Anschlag lebten dort etwa 400 Menschen, rund 47–64 von ihnen wurden im Rahmen des Angriffs auf brutalste Weise getötet und 76 Personen wurden von dort als Geiseln in den Gazastreifen entführt. Die letzten beiden ermordeten Geiseln kamen als Leichen erst kürzlich zurück nach Israel. Heute ein beinahe menschenleerer Ort.

Wir kamen auf ein grünes Gelände, wo erst nach weiteren Schritten völlig verkohlte und zerstörte Häuser auftauchten. Mit gelben Flaggen war an jedem Gebäude markiert, wieviele Menschen dort ermordet bzw. entführt worden sind. Von einem jetzt als Aussichtspunkt genutzten Dach konnte man direkt nach Khan Junis blicken, von wo ein breiter Weg, der quasi als "Highway to Hell" von den überfallenden Terroristen genutzt wurde, da man nicht nur einmal hin und her fuhr sondern nach den Massakern den ganzen Tag über auch zum Plündern hin und wieder zurück fuhr.

Besonders tragisch ist die Tatsache, dass viele Bewohner aus Khan Junis lange Zeit zum Arbeiten in den landwirtschaftlichen Kibbuz und seine Farbenfabrik gekommen waren und sich über lange Zeit gute Beziehungen entwickelt hatten. Dieselben Personen beteiligten sich vor zwei Jahren auch an den Greueltaten.

Derzeit wird von ca. 50 Freiwilligen aus der Hashomer Hatzair Bewegung versucht, Häuser wieder zu renovieren, damit Menschen, die sich das vorstellen können, auch wieder zurückkehren könnten. Wieviel von den zerstörten Häusern wieder aufgebaut werden und wieviel als Mahnmal erhalten bleiben sollten, ist noch nicht abschließend festgelegt worden.

Danach ging es weiter nach Ashqelon, wo wir uns mit den Vertretern einer Jugendorganisation arabischer Israelis, die seit Jahren mit jüdisch israelischen Jugendoranisationen zusammenarbeitet, um Gemeinsamkeiten zu entwickeln und gegenseitige Vorurteile abzubauen. Es war ein sehr beruhigendes Gefühl zu erfahren, dass diese Zusammenarbeit auch nach dem 7.10.23 weitergeführt wurde und wird.

Abends war dort ein offizieller Empfang mit politischen Vertretern der neuen Partei "die Demokraten", die 2024 aus dem Zusammenschluss der Avoda und Meretz gebildet wurde. Der Vorsitzende, Yair Golan hielt eine Ansprache, die die Aufmerksamkeit unserer Delegation bereits auf die israelischen Parlamentswahlen im kommenden Jahr einstimmte. Die neue Partei hat hoffentlich Chancen, eine gute Position in der Knesset zu erreichen.

Am folgenden Tag ging es nach Jerusalem, wo im Herzl Museum ein Informationstag stattfand, bei dem über den Kongress, die politischen Verhältnisse im Land und die weiteren Bestrebungen der UPZ und ihrer weltweit arbeitenden angeschlossenen Organisationen referiert und diskutiert wurde.

Den Abschluss bildete dann ein aufschlussreiches Podiumsgespräch mit Yossi Beilin, der lange Jahre als Knessetabgeordneter und auch als Minister in mehreren Regierungen für das Oslo-Abkommen arbeitete und auch in der Genfer Initiative für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts aktiv war. Er stellte seine Sicht der heutigen völlig verfahrenen Lage und seine Visionen für eine friedliche Zukunft vor.

Am folgenden Tag begann in Jerusalem der 39ste Zionistenkongress…